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Presse

WANGEN, 29.04.07

Mit Heike Dillschneider, Perkussion, Susi Möhrle-Wagner am Bass, Gitarristin Isolde Werner und Sabine Essich als singende Frontfrau ist die Bühne im Jazz Point gut ausgefüllt gewesen. Die Schauspielerin Jutta Klawuhn rundete diese Ausgewogenheit als Erzählerin "von großen und kleinen Legenden" ab und begann mit der Geschichte der Jazzerinnen ganz tief unten bei den Wurzeln.

Als 1619 die erste schwarze Frau namens Isabelle amerikanischen Boden betrat, nahm sie ihren Anfang. Von dort aus gaben die Ladies in Jazz einen verbalen wie musikalischen Kurzabriss über die Entwicklung des Jazz seit der Sklaverei. Zeiten, in denen heimliche Voodoo-Treffen abgehalten wurden und die schwarzen Frauen mittels einer perfekt organisierten Flüsterpropaganda quasi während des Staubwischens wichtige Botschaften auf dem Gesangswege weitergaben. Bis an den Punkt, an dem mit den ersten Gospels und Spirituals auch die ersten bedeutenden Namen wie Aretha Franklin, Bessie Smith Aufsehen erregten.
br> Im Wechsel mit den humorvoll gelesenen Texten kam die Band zum Zuge, die sich ihre Titel genau und mit Bedacht gewählt hat. Nicht unbedingt nur die Klassiker standen oben auf der Liste, sondern ebenso das vergleichsweise Unspektakuläre. Zeitweise hätte sich der eine oder andere im Saal vielleicht etwas mehr Schwung, einen Tick mehr Spontanität und einen Hauch weniger Konstruiertes gewünscht.

Dafür entschädigten vor allem die Talente an der Perkussion, am Bass und an der Gitarre. Heike Dillschneider hat am Konservatorium in Rotterdam studiert und mit anschließenden Aufenthalten in Kuba gehört sie in Sachen afrokubanischen Rhythmen ganz in die vordere Reihe. Ihre Qualitäten zeigten sich bei Titeln wie "Fever" von Peggy Lee und Joni Mitchells "On both sides now" in bemerkenswerter Weise. Nicht minder das berückende Spiel von Susi Möhrle-Wagner auf dem Kontrabass, den sie virtuos in Ekstase versetzte. Isolde Werner, vornehmlich an der Gitarre, verlieh dem Abend diesen zarten, aber bestimmten Hauch an Dynamik, der auf einer sicheren und professionellen Basis verankert ist.

Essich singt den Blues

Und Sängerin Sabine Essich ist und bleibt eine Blues-Frau. In diesem Fach kommt ihre tiefe Stimme zum Tragen - in "Comes Love" oder in Ella Fitzgeralds "How high the moon". Da holt sie ihre Tonskala von unten hoch wie auch in den Gospels.

Klawuhn spannte ihren Bogen über Billie Holliday als die Meisterin der Improvisation bis zu Aretha Franklin, die sich 1994 noch im Rollstuhl auf die Bühne schieben ließ. Von der Ethno- und Weltmusik einer Miriam Makeba oder Nora Jones über die Schweizerin Erika Stucky bis zu der aberwitzigen Geschichte eines Songs, der sich "My baby just cares for me" nennt und erst 30 Jahre nach seinem Entstehen zum Welthit aufstieg - dank eines Werbespots von Chanel 1987, nachdem sich Nina Simone bereits in den 1970-er Jahren aus dem Musikgeschäft zurückgezogen hatte!