Startseite   -   Fotos   -   Musik   -   Presse   -   Lyrics   -   Die Projekte  -   Termine

Presse

PERFORMANCE / Gegenbewegung gegen das Jammern


Die Coop F.Luxus fragt nach Luxus Vier Frauen feiern vor Publikum ihre Großartigkeit und betreiben Luxusforschung.
Konzeptlos, aber konkret. Komisch, kitschig und ein bisschen gaga: die Coop F.Luxus.

CHRISTINAMAYER___________
"Die Zuschauer bitte unten hinsitzen, wir brauchen die Treppen als Aufführungsort": Im Amphitheater hinter der Stadtbibliothek zeigte die Cooperative F.Luxus, deren Name an die Künstlerbewegung "Fluxus" erinnert, ihre erste Performance. Mafios wirkende Bodyguards in schwarzen Anzügen erteilten am Rand des Runds hinter verspiegelten Sonnenbrillen An Weisungen ans Publikum. Man solle sich bitte unten platzieren. Sozusagen auf der Bühne. Wirklich mitten hinein in das Auge der Coop F.Luxus?
Das mutete gefährlich an, weil selbst informierte Zuschauer nur wussten, dass es sich bei der Coop F.Luxus um vier Frauen handelt, die sich dem Luxus, Kitsch, Zen und dem Schamanismus verschrieben haben. Welch abgefahrene Mischung! Da sichert man sich doch lieber einen Platz gleich neben dem Notausgang. Der befand sich laut Sonnenbrille im schwarzen Anzug (bürgerlich: Clemens Grothe) ganz oben. Volle Ränge also ganz oben.
Dann traten sie auf. Beziehungsweise ab. Und rauf und runter, hin und her: Ursula Ritter, Celia Endlicher, Sus Palm und Claudia Wid- maier beschritten mit hoch erhobenen Häuptern die Amphitheatertreppen. Und wie sie schritten!
Raumgreifend, selbstbewusst und ernst.

Die vier Luxusfrauen zeigten Gesicht, Bein und Bewegung. Es sei um das Spüren des Raums gegangen und "wir haben uns bei Dansart kennen gelernt", sagten sie danach.
Der Spaß an der Bewegung und an der Selbstdarstellung eint das vierblättrige Power-Kleeblatt. Aber auch eine Art "Gegenbewegung gegen das Jammern", meint Claudia Widmaier.

Das ist während der nächsten 45 Minuten offensichtlich. ELuxus klagt nicht, sondern feiert. Vor allem sich selbst. Dazu wählte jede der jungen Damen eine ihr genehme Rolle. Luxus-Initiatorin Ursula Ritter war die Königin, die in Würde und Anmut, mit einem golden Apfel und einer leicht zerfledderten Krone die Szene beschritt, "Die Königin liebt auch Dich" und "Die Königin ist in Dir" drang es dazu aus dem Lautsprecher. Na ja.
Solche Beschwörungsformeln klingen doch recht schwülstig.

In einer Art Krönungszeremonie übergab Frau Königin ihren Kopfputz an eine Nachfolgerin. Auch das war ein Akzent der Performance: Der Zuschauer sollte an der eigenen Großartigkeit teilnehmen.
Dazu regnete es Perlen und es gab goldene Stempel auf nackte Arme.
So ließ man sich doch gerne abstempeln. Nach etwa einer halben Stunde machte dieses leicht kitschige Selbstdarstellungspathos richtig gute Laune. Weil es so ungehemmt unpädagogisch, frechforsch und dick aufgetragen war. Wenn schon Goldkette, dann bitte "fett das Gold".

Claudia Widmaier gab den beifallumtosten Glamourstar, der mit seiner Bodygard-Eskorte durch das Theater stöckelte. Der Applaus kam vom Band, um das sich Isolde Werner und Klaus Schmidtke von EMU (experimentelle Musik und Kunst der Uni Ulm) mit einem Geräuschteppich verdient gemacht hatten.
Celia Endlicher las einen schmachttriefenden Text von Adalbert Stifter und warf die Frage nach dem wahren Luxus in den Raum.
Was ist Luxus? Der eigene Mann oder das Gartenbewässerungssystem? "Luxus ist, zu gehen, wenn sie etwas blöd finden." Oh ja. Da hatte hinter der Stadtbibliothek gar niemand mehr Lust zu gehen. So blöd war das Luxusgerede gar nicht.